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Neue Premium-Mitgliedschaften auf XING stagnieren weiter

Gestern präsentierte das börsennotierte Unternehmen XING die aktuellen Halbjahreszahlen. Erfreulicherweise konnte der Abwärtstrend an Neuanmeldungen gestoppt werden. Allerdings macht XING das stagnierende Wachstum an neuen Premium-Mitgliedern zu schaffen.

XING LogoBeim Hamburger Business Network XING liegt der Halbjahresbericht vor. Darin ist zu entnehmen, dass der Umsatz deutlich gesteigert und der Abwärtstrend bei neu registrierten Usern gestoppt werden konnte. Die Gesamtmitgliederzahl wuchs um 460 Tausend neue Mitglieder auf 9,6 Millionen an. Ob dies eine Trendwende ist, wird wohl erst das dritte und vierte Quartal zeigen. 63 Prozent davon sind allerdings nicht aus dem deutschsprachigen Raum, insgesamt sind 58 Prozent aller Mitglieder aus dem Non-DACH-Gebiet. Gerade einmal vier Prozent davon sind Premium-Mitglieder – für einen global denkenden Geschäftsmann kann das ein Ausschluss-Kriterium gegen das deutsche Social- und Business-Network XING sein.

Entwicklung Neu-Mitglieder

Neben den vielen Lobhudeleien hier, hier und hier, möchte ich in diesem Artikel auf die Dinge eingehen, die nicht aus der positiv formulierten Pressemitteilung zu entnehmen sind.

Große Zuwächse verzeichnete XING in den letzten Monaten mit neuen Mitgliedern aus Spanien und der Türkei. Leider wirken sich diese weder in barer Münze – da nur die wenigsten davon sich für eine bezahlte Mitgliedschaft entscheiden – noch in der Aktivität aus. Zwar ist XING mit 1,42 Millionen Usern in Spanien das größte Business Network, aber das amerikanische Pendant LinkedIn verzeichnet mehr tägliche Nutzer, und das obwohl LinkedIn viel weniger Mitglieder in Spanien hat.

XING vs
Google Trends: Tägliche Besucher von XING und Linkedin in Spanien

Ähnlich verhält es sich auch in der Türkei.

XING vs

Google Trends: Tägliche Besucher von XING und Linkedin in Türkei

Zuwachs an Premium-Mitgliedern stagnieren weiter

Kopfzerbrechen bereitet dagegen die Entwicklung der Premium-Mitglieder, denn diese stagnieren weiter im Wachstum und befinden sich in einem erneuten Rekordtief. 68 Prozent der Premium-Mitglieder kommen aus dem deutschsprachigen DACH-Raum (Deutschland, Österreich, Schweiz). Aber genau hier gibt es die wenigsten Neuanmeldungen und das geringste Wachstum an neuen Premium-Mitgliedschaften. Der Zuwachs bei XING im zweiten Quartal wird also hauptsächlich von den Ländern Spanien und Türkei getragen, was auch den deutlichen Einbruch an neuen Premium-Mitgliedschaften erklärt. Das Wachstum der kostenpflichtigen Premium-Mitgliedschaft hat sich gegenüber dem ersten Quartal um 11 Tausend Premium-Accounts halbiert. Die Dynamik der wachsenden Premium-Mitgliedschaften scheint damit wohl endgültig beendet zu sein.

Entwicklung neue Premium-Mitglieder

Ein weiterer Aspekt für die Stagnation neuer zahlender Mitglieder könnte auch sein, dass das Business Network LinkedIn seinen Basismitgliedern einfach einen größeren Mehrwert bietet. Für gleiche Funktionen – die bei XING etwas kosten – muss der LinkedIn-User nichts bezahlen.

Das Ende von XING?

Einige behaupten ja sogar, dass es XING in 5 Jahren nicht mehr geben wird, zumindest nicht in dieser Form. Das LinkedIn Interesse an einer Übernahme hat, glaube ich eher weniger. Aber viele Investoren, die in XING investiert haben, werden sich jetzt überlegen, ob sie dem Hamburger Unternehmen weiterhin die Treue zeigen oder sich lieber für einen Partner entscheiden, der heute schon die richtigen Weichen für die Zukunft gestellt hat.

Das die Aktivitäten der Mitglieder auf XING nachlassen merkt man subjektiv schon alleine an den weniger werdenden Beteiligungen der Mitglieder in den zahlreichen Gruppen. In einigen Foren ist es beängstigend ruhig geworden.

Ich glaube XING wird auch in den kommenden Quartalen mit weiteren Einbrüchen im Wachstum zu kämpfen haben. Ob sich das noch aufhalten lässt, kann aus heutiger Sicht noch nicht gesagt werden. Lösungen gibt es sicher, aber diese sind in einem börsennotierten Unternehmen nur schwer oder mit deutlichem Verzug umzusetzen – das kann dann zu spät sein.

Dieser Beitrag hat 7 Kommentare

  1. Tja, ich habe schon im Jahre die Konsequenz gezogen und bin raus, nachdem die MLM Mafia auf Xing ihr Unwesen getrieben hat! Das kann ich nicht ab! Good bye XING 🙂

  2. Verwunderlich ist nur, dass anderen Journalisten dies nicht aufgefallen ist und einige sogar von einem „beschleunigten Mitgliederwachstum“ sprechen. Haben die etwa einen Maulkorb von Burda auferlegt bekommen? Also unter investigativen Journalismus verstehe ich jedenfalls etwas anderes.

    Eines muss gesagt werden: XING versteht sein Handwerk in der Presse- und PR-Arbeit.

  3. Ich denke auch, dass XING dringend sein Geschäftsmodell überdenken muss, wenn es gegenüber LinkedIn auf der einen und Facebook auf der anderen Seite dauerhaft bestehen will. Neben dem Defizit in den Leistungen beim Basis Account fehlt es XING auch an vernünftigen Vernetzungen mit anderen sozialen Netzen und mit Social Networking Tools. Auf die Defizite gegenüber LinkedIn hatte ich in der WELT KOMPAKT schon ausführlich verwiesen: http://www.vibrio.eu/blog/?p=1859.
    Vielleicht treibt diese Diskussion, die da gerade aufkommt, XING ein wenig an sich zu reformieren. Zu wünschen wäre es ihnen. Eigentlich wäre es doch schade, wenn wieder mal einer der wenigen globale agierenden IT- und Web-Player aus Deutschland in Schieflage geriete.

  4. In meinem Artikel hatte sich ein kleiner Fehler eingeschlichen: Um 11 Tausend Premium-Accounts haben sich die Premium-Mitgliedschaften gegenüber dem ersten Quartal halbiert, nicht 11 Millionen. Ich bitte um Entschuldigung!

  5. Ich denke auch, dass XING dringend sein Geschäftsmodell überdenken muss, wenn es gegenüber LinkedIn auf der einen und Facebook auf der anderen Seite dauerhaft bestehen will. Neben dem Defizit in den Leistungen beim Basis Account fehlt es XING auch an vernünftigen Vernetzungen mit anderen sozialen Netzen und mit Social Networking Tools. Auf die Defizite gegenüber LinkedIn hatte ich in der WELT KOMPAKT schon ausführlich verwiesen: http://www.vibrio.eu/blog/?p=1859. Vielleicht treibt diese Diskussion, die da gerade aufkommt, XING ein wenig an sich zu reformieren. Zu wünschen wäre es ihnen. Eigentlich wäre es doch schade, wenn wieder mal einer der wenigen globale agierenden IT- und Web-Player aus Deutschland in Schieflage geriete.

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