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Ist XING wirklich noch auf Wachstumskurs?

In der vergangenen Woche wurde der neue Quartalsbericht (Q1) der XING AG veröffentlicht. In der Pressemitteilung fanden sich wie immer nur gute Nachrichten. Aus dem eigentlichen Bericht geht hervor, dass XING die Talfahrt an neuen und zahlenden Mitgliedern im deutschsprachigen Raum eindämmen konnte. Gut so. Allerdings ist der Zuwachs trotz der inzwischen verbesserten Basismitgliedschaft weiter müßig.

XING konnte die Talfahrt im Zuwachs neuer Mitglieder insbesondere im Bereich der zahlenden Premium-Mitglieder im deutschsprachigen Raum (DACH) weiter eindämmen und hat den Trend aus den vergangen Monaten wieder in eine positive Richtung gelenkt. Allerdings außerhalb des DACH-Raumes konnte der Negativtrend nicht gestoppt werden. Mit dem Verabschieden aus dem spanischen und türkischen Markt verliert XING außerhalb des deutschsprachigen Raumes weiterhin an Zuwachs. Bei den Premiummitgliedschaften sieht es ähnlich aus. Außerhalb der DACH-Region findet ein stetiger Netto-Abfluss an Premium-Mitgliedern statt, das heißt, es kündigen mehr Mitglieder, als neue dazukommen. Im DACH-Raum selbst schwanken die Zuwächse an neuen zahlenden Mitgliedern zwischen 11 und 22 Tausend pro Quartal.

Entwicklung Premium-Mitglieder XING 2011

Entwicklung der Premium-Mitgliedschaften der letzten 9 Monate:

Entwicklung Premium-Mitglieder9M XING 2011

Insgesamt war das erste Quartal 2011 im Wachstum neuer Mitglieder das schlechteste in den letzten neun Monaten.

XING-Zahlen-9M
Screenshot: Mitgliederzuwachs von XING

Doch was könnte die Ursache für den Rückgang sein. Denn immerhin sind nur fünf Prozent der Deutschen bei XING angemeldet. Das Unternehmen selbst argumentiert, dass in den Niederlanden es schon 10 Prozent sind (inzwischen schon 15 Prozent). Nur melden die sich beim US-Konkurenten LinkedIn an. Aber was sind die Gründe warum die Neuanmeldungen selbst nach dem Rückzug auf den Kernmarkt Deutschland bei XING nicht in Schwung kommen? Geben diese eher Facebook den Vorzug? Meiner Meinung nach liegt es an der von mir schon oft bemängelten nicht voll einsetzbaren Basisversion. Viele Nutzer von ‚Sozialen Netzen‘ sind einfach nicht bereit für die Verwaltung ihres Netzwerkes Geld auszugeben.

Die Mitbewerber aus Übersee bieten mit ihren voll funktionsfähigen und kostenlosen Basisversionen einfach mehr. So können Facebook, LinkedIn und Twitter weiterhin von guten Wachstumsraten profitieren. Beispielsweise bietet LinkedIn seinen Basismitgliedern Dienste an, die bei XING nur in der Premiummitgliedschaft zur Verfügung stehen. So können bei LinkedIn Profilbesucher eingesehen, Suchfilter erstellt und Nachrichten an Gruppenmitglieder sowie an das eigene Netzwerk bis zum dritten Grad versendet werden. Die Basisversion von XING dagegen bietet weiterhin nur wenig Nutzen. Hier müsste XING mutiger werden. Doch wenn über drei Viertel vom Umsatz von Premium-Mitgliedschaften kommen, ist das für das Unternehmen sehr schwierig die Basisversion anzuheben. US-Konkurrent LinkedIn hat sich nicht in diese Abhängigkeit drängen lassen. Dort werden nur noch 21 Prozent der Umsätze aus zahlenden Mitgliedschaften (Premium Sibcriptions) generiert. Daher kann LinkedIn womöglich auch eine reichhaltige Basisversion bieten.

LinkedIn Umsatzverteilung
Quelle: Sec.gov

Irgendwie scheint auch allgemein die Begeisterung für XING nachzulassen. Als Gruppenmoderator stelle ich schon lange fest, dass die Aktivitäten auf XING weniger werden. Zumindest scheint dieser Punkt auch Google Trends zu bestätigen:

Google-trends XING Deutschland 2011
Screenshot: Google trends XING Deutschland

Dazu kommt der Rückzug von Xing aus Europa, der weiterhin anhält. Die letzen Posten in den Ländern wie Spanien und Türkei sind nun in der Hand von LinkedIn.

Spain LinkedIn vs XING 2011
Screenshot: Google trends LinkedIn vs. XING in Spanien

Turkey LinkedIn vs XING 2011
Screenshot: Google trends LinkedIn vs. XING in der Türkei

Auch in der Schweiz liegt Xing nun deutlich hinter LinkedIn.

XING befindet sich also in der Zwickmühle. Neben der Abhängigkeit von den Premium-Mitgliedschaften liegt das zweite Problem in der mangelnden Innovationskraft – besonders im Vergleich zu Facebook und LinkedIn, die natürlich aufgrund ihrer Größe deutlich mehr Entwickler haben. Das war schon bei StudiVZ das entscheidende Problem.

Die neueste Innovation gibt es bei LinkedIn und Facebook schon seit Jahren. XING hängt in seiner Innovationskraft den amerikanischen Netzwerken um Jahre hinterher. Da hilft wahrscheinlich auch kein Redesign mehr, welches heute für den Juni angekündigt wurde.

Immerhin können sich die Investoren freuen, denn die XING-Aktie befindet sich derzeit im Höhenflug. Beflügelt wird der Aktienkurs auch durch den Börsengang von LinkedIn.

Aber ist LinkedIn das bessere XING?
Das mit 100 Mio. Mitgliedern größte Business-Netzwerk der Welt namens LinkedIn möchte seinem Pendent aus Deutschland gehörig Konkurrenz machen. Aber bisher fand LinkedIn keinen nennenswerten Zuspruch in Deutschland. Zwar sind auch hier knapp 1 Mio. Profile registriert, doch die Aktivität -so mein subjektives Empfinden- findet dann doch vermehrt auf XING statt. Noch jedenfalls.

Viele schreckt noch immer die Usability von LinkedIn ab. Wenn schon bunt und unübersichtlich, dann lieber gleich zu Facebook. Obwohl LinkedIn in diesem Bereich in den letzten Monaten schon sehr nachgebessert hat, ist es immer noch sehr anglizistisch.

Wo führt die Reise also hin? Zu Facebook, zu LinkedIn, zu XING (wohl eher nicht)? Oder freut sich doch noch der Dritte und es kommt noch etwas ganz Großes und anderes?

Bisherige Quartals-Analysen von XING

Dieser Beitrag hat 3 Kommentare

  1. Die Innovationsfähigkeit von XING ist ein wenig janusköpfig: zum einen das für Juni angekündigte Redesign der Oberfläche (das sieht gar nicht so schlecht aus), vor allem aber die durchaus spannenden Kooperationen, die das Unternehmen in den vergangenen Monaten eingegangen ist (von kununu bis zu spreed: zwei wirklich relevante Partner); zum anderen die nach wie vor unbefriedigende Integration in die großen sozialen Netzwerke und das von Steffen bereits erwähnte Defizit im Geschäftsmodell, das auf eine amputierte Basismitgliedschaft hinausläuft. Wenn LinkedIn seinen Börsengang danzu nutzt in Produktentwicklung und Kommunikation in die Offensive zu gehen, dann wirdes XING in der Zange zwischen Facebook und LinkedIn schwer haben.

  2. Kann mich Michael nur anschließen. Vor allem die nach wie vor mangelhafte Integration in Twitter, Facebook, etc. scheint mir ein großes Manko von Xing.

  3. Als ehemals sehr aktives Xing-Mitglied bin ich wirklich nur noch „by the way“ präsent. Mir ging der Oberlehrerton verschiedener Xing-Mitarbeiter gehörig auf die Nerven – so bald nur die geringste „Kritik“ kam, wurde man abgemahnt, als ob Xing eine heilige Kuh und somit unantastbar wäre.

    Ich bin viel im Ausland unterwegs, dort war Xing eine ganze Zeit recht nützlich – aber da ist die Luft raus – und Linked In, trotz manchmal nerviger Oberfläche wird zunehmend wichtiger. Auch die Xing-Gruppen erlahmen zunehmend und dienen wirklich nur dem Mitteilungsbedürfnis von einzelnen Moderatoren. Xing hat vor 2-3 Jahren der Mut, das Geld oder beides gefehlt um mindestens in Europa richtig durchzustarten. Schade.

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